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WCAG Richtlinien

WCAG-Richtlinien – Ursprung und Geschichte

WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) wurden vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt. Das W3C ist eine internationale Organisation, die Standards für das Web entwickelt. Die WCAG wurden erstmals 1999 veröffentlicht und sind seitdem der wichtigste internationale Standard für Barrierefreiheit im Internet.

Entwicklung der WCAG:

  • WCAG 1.0 (1999): Die erste Version der WCAG wurde veröffentlicht, um Webinhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen. Sie konzentrierte sich auf grundlegende Richtlinien wie das Bereitstellen von Alternativtexten für Bilder oder das Vermeiden von blinkenden Inhalten.
  • WCAG 2.0 (2008): Diese Version brachte eine umfassende Überarbeitung und war flexibler und anpassungsfähiger an neue Technologien. WCAG 2.0 richtete sich an eine Vielzahl von Geräten und Plattformen, nicht nur an Desktop-Webseiten.
  • WCAG 2.1 (2018): Diese Aktualisierung erweiterte die WCAG 2.0 um zusätzliche Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Barrierefreiheit von mobilen Geräten und Apps. WCAG 2.1 brachte auch Verbesserungen für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und Seheinschränkungen.
  • WCAG 2.2 (geplant für 2023): Diese Version soll weitere Verbesserungen für mobile Anwendungen und Nutzer mit Lernbehinderungen bringen und die bestehenden Richtlinien ergänzen.

Die WCAG-Richtlinien sind seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 1999 kontinuierlich weiterentwickelt worden, um mit den sich ändernden Web-Technologien Schritt zu halten und sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen vollen Zugang zu Webinhalten haben.

Was besagen die WCAG-Richtlinien?

Die WCAG-Richtlinien geben Anleitungen, wie Webseiten und Webanwendungen so gestaltet werden können, dass sie für Menschen mit verschiedenen Behinderungen zugänglich sind. Die Richtlinien basieren auf vier Prinzipien, die zusammen als POUR-Prinzipien bekannt sind:

  1. Wahrnehmbarkeit (Perceivable):
    • Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Benutzern wahrgenommen werden können. Dies bedeutet, dass Texte lesbar, Bilder mit Alternativtexten versehen und multimediale Inhalte (z. B. Videos) mit Untertiteln oder Beschreibungen ergänzt werden.
    • Beispiel: Für blinde Menschen müssen alle visuellen Inhalte durch Screenreader zugänglich gemacht werden, etwa durch Alternativtexte für Bilder.
  2. Bedienbarkeit (Operable):
    • Webseiten müssen so gestaltet sein, dass sie von jedem benutzbar sind, unabhängig davon, ob man eine Maus, eine Tastatur oder andere Eingabemethoden verwendet.
    • Beispiel: Alle Funktionen auf einer Webseite sollten mit der Tastatur navigierbar sein, weil einige Menschen keine Maus nutzen können.
  3. Verständlichkeit (Understandable):
    • Inhalte und die Bedienung einer Webseite müssen für die Nutzer leicht verständlich sein. Dazu gehört eine konsistente Navigation, verständliche Texte und eine klare Struktur.
    • Beispiel: Verwenden von einfacher und klarer Sprache sowie das Vermeiden von unnötig komplexen oder verwirrenden Layouts.
  4. Robustheit (Robust):
    • Inhalte sollten auch mit verschiedenen Geräten, Browsern und assistiven Technologien gut funktionieren. Eine Webseite muss so programmiert sein, dass sie auch von zukünftigen Technologien problemlos unterstützt wird.
    • Beispiel: Webseiten sollten so kodiert sein, dass sie mit Screenreadern und anderen Hilfsmitteln korrekt angezeigt werden.

WCAG-Konformitätsstufen

Die WCAG sind in drei Konformitätsstufen unterteilt, die den Grad der Barrierefreiheit definieren:

  1. Stufe A (niedrigste Stufe):
    • Diese Stufe enthält die Mindestanforderungen an Barrierefreiheit. Sie deckt grundlegende Barrieren ab, die verhindern, dass Menschen mit Behinderungen überhaupt auf Inhalte zugreifen können.
    • Beispiel: Alternativtexte für Bilder sind Pflicht.
  2. Stufe AA (mittlere Stufe):
    • Diese Stufe gilt als der Standard für viele Organisationen und umfasst umfassendere Anforderungen, die sicherstellen, dass die meisten Menschen mit Behinderungen Zugang zu Webinhalten haben.
    • Beispiel: Kontrastverhältnisse zwischen Text und Hintergrund müssen ausreichend hoch sein, um für sehbehinderte Menschen lesbar zu sein.
  3. Stufe AAA (höchste Stufe):
    • Diese Stufe enthält die strengsten Anforderungen an Barrierefreiheit. Sie wird selten vollständig erreicht, da sie eine sehr detaillierte und umfassende Barrierefreiheit voraussetzt.
    • Beispiel: Alle Audioinhalte müssen durch Untertitel und Beschreibungen unterstützt werden.

Die meisten Websites streben eine Konformität nach Stufe AA an, um eine umfassende Zugänglichkeit zu gewährleisten.

Tools, mit denen man Inhalte auf die Einhaltung von WCAG Richtlinien testen kann

Es gibt verschiedene Online-Tools und Plattformen, mit denen du digitale Inhalte auf die Einhaltung der WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) testen kannst. Diese Tools helfen dabei, Webseiten und digitale Inhalte auf Barrierefreiheit zu überprüfen und Vorschläge zur Verbesserung zu geben.

Hier sind einige der besten Plattformen und Tools für WCAG-Tests:

1. WAVE – Web Accessibility Evaluation Tool

  • Website: https://wave.webaim.org/
  • Beschreibung: WAVE ist ein kostenloses Online-Tool von WebAIM (Web Accessibility in Mind), das Webseiten auf Barrierefreiheit überprüft. Es bietet eine visuelle Darstellung der potenziellen Probleme auf einer Seite und gibt Hinweise zur WCAG-Konformität.

2. AXE Accessibility Checker

  • Website: https://www.deque.com/axe/
  • Beschreibung: Axe von Deque ist ein leistungsstarkes WCAG-Compliance-Tool, das als Browser-Extension (für Chrome und Firefox) verfügbar ist. Es kann Webseiten auf Barrierefreiheitsprobleme scannen und gibt klare Verbesserungsvorschläge. Es ist sowohl für Entwickler als auch für Content-Ersteller nützlich.

3. Google Lighthouse

  • Website: https://developers.google.com/web/tools/lighthouse
  • Beschreibung: Lighthouse ist ein Open-Source-Tool, das in die Chrome Developer Tools integriert ist. Es bietet eine detaillierte Analyse der Zugänglichkeit einer Webseite und bewertet sie nach verschiedenen Kriterien, darunter auch WCAG-Richtlinien.

4. AChecker

  • Website: https://achecker.ca/
  • Beschreibung: AChecker ist ein kostenloses Online-Tool zur Überprüfung der Barrierefreiheit. Es analysiert Webseiten auf Übereinstimmung mit den WCAG-Richtlinien und gibt detaillierte Berichte darüber, welche Standards erfüllt und welche nicht erfüllt werden.

5. Tenon.io

  • Website: https://tenon.io/
  • Beschreibung: Tenon.io ist ein professionelles Tool zur Überprüfung der Barrierefreiheit, das auf Entwickler und Designer zugeschnitten ist. Es bietet sowohl eine manuelle als auch eine automatisierte Analyse und berücksichtigt die WCAG-Richtlinien. Das Tool ist kostenpflichtig, bietet aber detaillierte Berichte und API-Zugriff.

6. Siteimprove Accessibility Checker

  • Website: https://siteimprove.com/en/accessibility/
  • Beschreibung: Siteimprove bietet eine umfassende Suite von Tools zur Barrierefreiheitsprüfung. Das Tool überprüft Webseiten auf Konformität mit den WCAG-Richtlinien und gibt detaillierte Informationen zur Verbesserung der Barrierefreiheit. Es bietet auch Integrationen in gängige Content-Management-Systeme wie WordPress.

7. Tota11y

  • Website: http://khan.github.io/tota11y/
  • Beschreibung: Tota11y ist ein einfaches, visuelles Tool, das in Webseiten integriert werden kann, um potenzielle Barrierefreiheitsprobleme direkt auf der Seite sichtbar zu machen. Es wurde von Khan Academy entwickelt und kann direkt im Browser genutzt werden.

8. Accessibility Insights for Web (Microsoft)

  • Website: https://accessibilityinsights.io/
  • Beschreibung: Accessibility Insights ist ein kostenloses Tool von Microsoft, das als Browser-Extension (für Chrome und Edge) verfügbar ist. Es ermöglicht Entwicklern und Content-Erstellern, ihre Webseiten auf WCAG-Konformität zu überprüfen und bietet detaillierte Prüfberichte sowie Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Behebung von Barrierefreiheitsproblemen.

9. Pa11y

  • Website: http://pa11y.org/
  • Beschreibung: Pa11y ist ein Open-Source-Tool zur Überprüfung der Barrierefreiheit. Es bietet verschiedene Werkzeuge zur automatisierten Überprüfung von Webseiten und API-Schnittstellen und ist besonders bei Entwicklern und technischen Teams beliebt.

10. W3C Easy Checks

  • Website: https://www.w3.org/WAI/test-evaluate/
  • Beschreibung: Das W3C bietet selbst Tools und Anleitungen zur Überprüfung der Barrierefreiheit an. Die „Easy Checks“ auf der W3C-Webseite sind eine einfache Möglichkeit, die grundlegenden WCAG-Anforderungen zu überprüfen.

Wichtigkeit der WCAG-Richtlinien

Die WCAG-Richtlinien sind wichtig, weil sie sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu den Informationen und Diensten im Web haben. Sie fördern die digitale Inklusion und helfen, das Internet für jeden zugänglich zu machen, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen.

Fazit

Die WCAG-Richtlinien haben ihren Ursprung im Jahr 1999 und sind seitdem das zentrale Framework zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Web. Sie legen fest, wie Webinhalte gestaltet werden müssen, um Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen den Zugang zu ermöglichen, und decken dabei vier Prinzipien ab: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit.