Barrierefreie Webseiten – 2025 kommt das BFSG!

Barrierefreie Webseiten sind so gestaltet, dass sie für alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen, sensorischen, geistigen oder technischen Einschränkungen, nutzbar ist. Barrierefreiheit im Web bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben, auf die Inhalte einer Webseite zuzugreifen, diese zu verstehen, zu navigieren und mit ihnen zu interagieren. Dies betrifft Personen mit unterschiedlichen Behinderungen, wie z.B. Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, motorischen oder kognitiven Einschränkungen.

Eine barrierefreie Webseite berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren, um sicherzustellen, dass sie für möglichst viele Nutzer zugänglich ist. Dabei orientiert sie sich oft an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), einem internationalen Standard, der die Prinzipien für barrierefreies Webdesign beschreibt.

Hier sind die vier grundlegenden Prinzipien einer barrierefreien Webseite:

1. Barrierefreie Webseiten und die Wahrnehmbarkeit

  • Textalternativen: Alle nicht-textlichen Inhalte (wie Bilder, Grafiken, Videos) sollten durch Textalternativen ergänzt werden, die von Screenreadern vorgelesen werden können.
  • Anpassbare Inhalte: Nutzer sollten die Möglichkeit haben, Schriftgrößen und Kontraste zu verändern, um Inhalte besser wahrnehmen zu können.
  • Untertitel und Transkriptionen: Für Videos sollten Untertitel oder Transkriptionen bereitgestellt werden, um auch für hörgeschädigte Menschen zugänglich zu sein.

2. Bedienbarkeit

  • Tastaturzugänglichkeit: Die Webseite sollte komplett über die Tastatur navigierbar sein, ohne auf eine Maus angewiesen zu sein. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit motorischen Einschränkungen.
  • Verzicht auf Zeitlimits: Inhalte, die nur für eine begrenzte Zeit verfügbar sind, sollten entweder ohne Zeitlimit sein oder eine Verlängerung ermöglichen.
  • Deutliche Navigation: Die Navigation sollte klar und logisch strukturiert sein, damit Menschen mit kognitiven Einschränkungen sich gut zurechtfinden.

3. Verständlichkeit – barrierefreie Webseiten werden erst durch einfache Sprache barrierefrei!

  • Einfache Sprache: Die Texte sollten klar, prägnant und verständlich formuliert sein, damit sie von einer breiten Zielgruppe verstanden werden können.
  • Vorhersehbarkeit: Interaktive Elemente (wie Links oder Schaltflächen) sollten sich wie erwartet verhalten und klar verständlich sein. Es sollte keine verwirrenden Überraschungen geben.

4. Robustheit

  • Kompatibilität mit Hilfsmitteln: Die Webseite sollte mit einer Vielzahl von Technologien und Hilfsmitteln funktionieren, einschließlich Screenreadern, vergrößernden Lesegeräten und Braille-Displays. Dies erfordert eine korrekte semantische Struktur des HTML-Codes.

Weitere wichtige Aspekte:

  • Farbauswahl und Kontraste: Es sollte ein ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund bestehen, damit Menschen mit Sehschwächen den Inhalt lesen können.
  • Vermeidung von blinkenden Inhalten: Starke visuelle Reize wie blinkende oder schnell wechselnde Inhalte können Menschen mit Epilepsie beeinträchtigen.
  • Responsive Design: Die Webseite sollte auf allen Geräten (Desktop, Tablet, Smartphone) gut funktionieren und zugänglich sein.

Beispiele für barrierefreie Maßnahmen:

  • Alt-Texte für Bilder: Eine Beschreibung, die Sehbehinderten durch Screenreader vorgelesen wird.
  • Sprache in klaren Abschnitten: Keine übermäßig verschachtelten Sätze oder Fachjargon, um die Inhalte auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten zugänglich zu machen.
  • ARIA-Attribute: Spezielle HTML-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) ermöglichen es, dynamische Inhalte (z.B. Dialogfenster oder Menüs) für Screenreader verständlich zu machen.

Die Rolle der Sprache wird unterschätzt

In der Regel ist bei vielen Webseiten die technische Barrierefreiheit bereits gegeben. Behinderte Menschen verfügen in der Regel über elektronische oder andere Arten von Hilfsmittel, mit denen ein großer Teil der Behinderung kompensiert werden kann. Blinde Menschen verfügen für die Arbeit am PC z.B. über Screenreader, Sprachausgabe und ggf. Braillezeile. Kurz: Viele moderne Webseiten sind technisch so aufgebaut, dass sie diesen Hilfsmitteln gerecht werden können – zum Beispiel durch korrekte HTML-Struktur, semantische Auszeichnung und die Verwendung von ARIA-Attributen für Screenreader.

Technische Barrierefreiheit allein reicht jedoch nicht aus, um eine Webseite vollständig barrierefrei zu gestalten. Ein zentraler Punkt, den du ansprichst, ist die Lesbarkeit der Inhalte. Selbst wenn eine Webseite technisch einwandfrei ist, stoßen viele Menschen – mit oder ohne Behinderung – auf sprachliche Barrieren.

Nachfolgend einige Punkte, warum dies der Fall ist:

  1. Komplexe Sprache: Fachjargon, verschachtelte Sätze und komplexe Ausdrucksweisen erschweren das Verständnis, insbesondere für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen. Selbst Menschen ohne Behinderung profitieren von klaren, einfachen Texten.
  2. Kultur- und Bildungshintergrund: Nicht jeder Benutzer hat denselben Bildungsstand oder kulturellen Hintergrund. Einfache Sprache ist daher nicht nur für Menschen mit Behinderungen hilfreich, sondern sorgt generell für eine inklusivere Kommunikation.
  3. Kognitive und mentale Barrieren: Menschen mit Autismus, Aufmerksamkeitsdefizitstörung oder anderen kognitiven Einschränkungen profitieren von kurzen, klaren und strukturierten Texten. Komplexe Texte führen oft zu Verwirrung und Erschöpfung.

Barrierefreie Texte erfordern daher, dass Webseiten nicht nur auf technische Barrieren achten, sondern auch auf die Art und Weise, wie Inhalte vermittelt werden. Texte sollten so geschrieben sein, dass sie leicht verständlich sind – unabhängig von der Behinderung. Das bedeutet:

  • Einfache Sprache: Kurze Sätze, keine komplizierten Begriffe und klare Anweisungen.
  • Gliederung: Absätze, Zwischenüberschriften und Listen, um Informationen besser zu strukturieren.
  • Vermeidung von Fachjargon: Wenn Fachbegriffe notwendig sind, sollten sie erklärt werden.

Auch wenn technische Hilfsmittel und Anpassungen vieles ermöglichen, sind es oft die Inhalte selbst, die die wahre Barriere darstellen. Die meisten Menschen – ob mit Behinderungen oder ohne – profitieren von einer verständlicheren, klareren Kommunikation. Barrierefreie Texte sind daher ein wesentlicher Teil der inklusiven Webgestaltung. Bei der Transformation digitaler Inhalte auf für alle zugänglichen Inhalte muss daher ganz besonders auf die Sprache geachtet werden.

In unserem Beitrag „Einfache Sprache, ein Weg zu mehr Verständlichkeit“ gehen wir ausführlich auf „Einfache Sprache“ und „Leichte Sprache“ ein.

Fazit:

Eine barrierefreie Webseite ist mehr als nur ein technisches Design. Sie umfasst sowohl die technische Zugänglichkeit als auch die Lesbarkeit, Verständlichkeit und Bedienbarkeit der Inhalte. Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, die Webseite gleichberechtigt nutzen können. Dies ist nicht nur eine ethische Verantwortung, sondern auch ein rechtlicher Standard in vielen Ländern.